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Vortrag Rainer Geesman Haus Kupferhammer Warstein, den 23. November 2022

 

 950 Jahre Kallenhardt
vom frühen Mittelalter bis in die heutige Zeit

– eine bewegende Geschichte –

 

Es gibt wohl keinen Ort in Kallenhardt, der geschichtsträchtiger ist als der Standort der Kirche in der ehemaligen Siedlung Ostervelde. Vor einigen Jahren hat der Förderverein Heimatpflege die Fundamente des Kirchleins mit Hilfe eines Bodenradars lokalisieren können. Auch ohne fachliche, finanzielle oder auch nur moralische Unterstützung der archäologischen Ämter in Münster und Olpe konnten wir das Vorhaben realisieren. In einer unscheinbaren Wiese im Glennetal, am nördlichen Hang der jetzigen Gemeinde, unweit der Klausenmühle, wurde das Kirchlein im Zuge der Christianisierung im 9. Jahrhundert erbaut. “Karl der Große” betrieb sein Vorhaben mit Feuer und Schwert im Sachsenland, um die Germanen zum Christentum zu bewegen. Widerstände brauchte er hier kaum zu fürchten. Die Klausenmühle war eine zur Herstellung von Mehl erbaute Mühle an der Glenne, darum dürfte sich die Siedlung Ostervelde geschart haben.

Auf Anraten der Archäologen in Olpe konnten wir ein Unternehmen aus Marburg gewinnen, die mit unserer Unterstützung die Radarmessungen vornahm.

Die Curtis Ostervelde (befestigter Wirtschaftshof) wird bereits in dem Probsteiregister der Abtei Werden (heute Essen) im 9. Jahrhundert erwähnt.
Die Erkenntnisse decken sich also, zum Haupthof im Glennetal gehörten 30 Unterhöfe, eine Kirche und ein “Castrum” auf der Höhe. (Befestigte Höhensiedlung)

Zum Schluß unserer Bemühungen kann also festgehalten werden und ist historisch auch belegt, daß die ehemalige Kirche inmitten der schon Jahrhunderte alten früheren Siedlung Ostervelde erbaut wurde und mit einer Länge von 25 m und einer Breite von 11 m schon beachtliche Ausmaße hatte. Um das Kirchlein herum wurden die Toten begraben, das Gelände trägt noch den Namen “Klausenkirchhof”.
Wer die Bauherren waren, läßt sich wohl nicht mehr ergründen, in vielen Fällen sorgten die handwerklich begabten Mönche für die Arbeiten.

 

Ostervelde

Der Name entstammt dem Osterwald, der östlich vom heutigen Arnsberger Wald gelegenen Bewaldung, die nach der Besiedlung von den Bauern gerodet und für die Landwirtschaftlich genutzt wurde. Aus dem Osterwald entstand das Osterfeld, der Name der Besiedlung bis ins 14. Jahrhundert.

 

Über das Ergebnis der Bodenuntersuchungen waren die Heimatfreunde natürlich hoch erfreut und auch ein wenig stolz, sollte endlich der Standort der ehemaligen Kirche bestätigt sein und keinen Anlass mehr für Spekulationen geben.

 

Herr Professor Albert Schmidt, seit mehr als 30 Jahren Bürger von Kallenhardt und Eigentümer der ehemalige Volksschule hat in mühevoller und akribischer Art das Gotteshaus anhand der Fundamente und seiner eigenen sachlichen und fachlichen Kenntnis über die Baukunst des Mittelalters nachgezeichnet.
Das tatsächliche Geburtsjahr der Gemeinde Kallenhardt liegt also schon im frühen Mittelalter.
Das Christentum hatte sich nach Karl dem Großen in Mitteleuropa kontinuierlich entwickelt. Kirchen und Klöster wurden geschaffen, Bischöfe, Erzbischöfe und Mönche zur Verbreitung und Pflege des kath. Glaubens eingesetzt und in der Schenkungsurkunde von Erzbischof Anno II an das Kloster Grafschaft fand die Siedlung Ostervelde auch seine erste schriftliche Erwähnung, die als Grundlage des Kallenhardter Geburtstages mit vielen anderen Gemeinden aus dem kurkölnischen Sauerland gilt. Die Schenkungsurkunde, so die Wissenschaft, zeigt allerdings nachträglich handschriftliche Veränderungen.

Berechtigte Zweifel an der Echtheit der Stiftungsurkunde aus angeblich 1072 des Klosters Grafschaft erklärte der Historiker Professor Johannes Bauermann vom Landesarchiv NRW überzeugend, dass die wesentlichen Besitzungen und Einkünfte zur Unterhaltung eines klösterlichen Konventes schon bei der Gründung des Klosters Grafschaft im Jahr 1072 vorhanden waren.

Dieser historische Ort ist seit seiner Entdeckung Ziel und Begegnungsstätte vieler Wanderer und Pilger von nah und fern geworden. Als sichtbares Zeichen hat der Vorstand des FöV Heimatpflege an der Stelle, an der sich der Kirchturm befand, ein Kreuz errichtet, eine Infotafel gibt zusätzlich Auskunft über Geschichte, Standort und Bauweise der Kirche.

In der Rückschau auf das Jahr 2022 kann man nun von einer sehr guten und richtigen Entscheidung des Organisationsteams sprechen, diesen historischen Ort für den Auftakt zu unserem 950-jährigen Ortsjubiläums ausgewählt  zu haben.

Schließlich handelt es sich um ein Denkmal historischen Wertes und zur Denkmalpflege hat die deutsche Stiftung Denkmalschutz einmal die Bedeutung von Denkmalen wie folgt erklärt:

 

Bauwerke und vor allem die als Denkmale ausgewiesenen Zeugnisse historischer Architektur prägen das Lebensgefühl der Menschen in besonderer, ganz anschaulicher und unmittelbarer Weise. Für Einheimische stellen sie Vertrautheit her, rufen Traditionen wach und vermitteln ein Gefühl von Heimat. Für Touristen machen regionaltypische und unverwechselbare Ortsbilder, die jede Kulturlandschaft prägen, den Reiz einer Region aus. An Denkmalen lassen sich historische Ereignisse und Entwicklungen ablesen, dabei wird ihnen gar die Eigenschaft zugesprochen, Identität zu stiften

Fortsetzung der mittelalterlichen Geschichte

Die Geschichte von Ostervelde setzt sich fort, in dem die ständigen kriegerischen Auseinandersetzungen an der Nordostseite des kurkölnischen Sauerlandes Mitte des 13. Jahrhunderts zur Umsiedlung des zum Grafschafter Kloster ernannten Siedlung auf den Berghügel führte.

Die verlassene Kirche im Glennetal dürfte nach Überlieferung trotzdem noch bis ins 17./18. Jahrhundert gedient haben, darüber gibt es leider keine Zeugnisse.

Nachdem die Ostervelder Siedlergemeinschaft auf den Hügel gezogen war und wegen der Wehrhaftigkeit mit zusätzlich 25 Neubürgern vergrößert wurde, ordnete der Kölner Kurfürst im Jahre 1297 die Stadtwerdung an mit dem Auftrag, eine Burg, eine Ringmauer und ein eine sog. Hausstätte zu errichten, das noch heute in Glanz und Würde erscheinende Rathaus.
Die Kallenhardter Ringmauer ist bis heute mit rd. 700 m um den Ortskern herum in Gänze erhalten, durch drei Stadttore gelangte man in den Stadtkern. Von der Burg steht noch heute der Turm, vor langer Zeit schon als Kirchturm der St. Clemens Kirche genutzt, die an den Turm angebaut wurde. Die beiden Eigentümer für Turm und Kirche sorgten erst Ende des 20. Jahrhundert zum Zusammenschluß

Die Ernennung zur Stadt nach Soester und somit auch Rüthener Stadtrecht wurde schließlich und in erster Linie aus strategischen Gründen erteilt:
Kurköln sicherte die gesamte nordöstliche Grenze zu Paderborn mit Festungen und Burgen in Geseke, Rüthen, Belecke, Warstein, Kallenhardt und Brilon. Die meisten Stadtgründungen erfolgten also im 13. Jahrhundert.

Ungefähr 100 Jahre später feierte das kurkölnische Sauerland wieder “Geburtstag”. Kein geringerer als Kaiser Friedrich Barbarossa (Kaiser im Hl. römischen Reich dt. Nation) übergab dem Kölner Kurfürsten 1180 auf dem Reichstag in Gelnhausen das Sauerland und gründete damit gleichzeitig das politische Herzogtum Westfalen, das bis dahin vom Sachsenherzog Heinrich dem Löwen regiert worden war. Ostervelde gehörte so auch zum Herzogtum Westfalen, das bis zur Säkularisation zu Beginn des 19. Jahrhunderts seine politische Existenz behielt.

Erst zur Mitte des 14. Jahrhunderts nannte sich die Stadt Ostervelde dann Kallenhardt, als “Ein kalter Wald auf einer Anhöhe” beschrieben von der heutigen Wissenschaft. Auf wessen Veranlassung die Namensänderung, die sich über viele Jahre hingezogen hatte, kann nicht belegt werden. Vielleicht lieferte die exponierte Lage auf dem Berghügel den Grund dafür.

Im 19. Jahrhundert bis in die 1930er Jahre schrieb sich Kallenhardt übrigens mit C., dann wieder mit K, weil das C nicht zum Deutschtum passte.

 

Zeitsprung

Bis zur Aufhebung der geistlichen Fürstentümer im  Jahre 1803 übte der Kölner Kurfürst die herzogliche Gewalt aus. In diesen langen Jahren entstand dann wohl der einprägende Begriff:

” UNTERM KRUMSTAB IST GUT WOHNEN ”

Dieser Spruch charakterisiert das milde Regiment und hat unserer Heimat das Gepräge gegeben.

 Bis zu den napoleonischen Kriegen ist vom Stadtleben nur vereinzelt etwas überliefert. Die Menschen in der Stadt Kallenhardt, die ihre Höfe innerhalb der Stadtmauern hatten und ihre Felder rundum den Bergegel bewirtschafteten, lebten fast ausschließlich von der Landwirtschaft und einigen wenigen Handwerkern, die für den Bau und Aufbau der Häuser sorgten.

Stadtbrände, ein mittelalterliches Phänomen
1411 zog Bischof Wilhelm von Paderborn ins Herzogtum Westfalen und verbrannte Kallenhardt, das gleiche Schicksal erlebte Kallenhardt zur Soester Fehde 1444-49 noch einmal. Weiter sind zu nennen die ungeheuren Stadtbrände in den Jahren 1576, 1603 und 1791.

Die Menschen waren immer wieder mit den Aufbauten der Stadt beschäftigt. Der Stadtbrand von 1832 ist historisch nicht einmal erwähnt.

Aus 1791 wird berichtet:

Die aus 104 Bürgerhäusern bestehende Stadt Kallenhardt ging in nächtlicher Feuersbrunst zu Grunde. Zuerst entstand Feuer in der Nacht vom 03.-04. Juli, wodurch 12 Häuser und das Schulgebäude abbrannten. Einige der Geschädigten verkauften aus Not das teilweise angebrannte Holz und Gebälk an andere Bürger. Die Folge war, daß das noch glimmenden Holzwerk 2 Nächte später erneut eine Feuersbrunst entfachte, die über 70 Häuser samt der Kirche wegraffte.

Das älteste und erste Feuerlöschgerät hatte die Stadt aber schon 1743 aus Kassel bezogen, angesichts der enormen Ausdehnung des Feuers keine Chance auf Löschung.

 Die Burg zu Kallenhardt

Mittelpunkt der Stadt war die Burg, an der Nordwestseite oben auf dem Hügel gelegen, die dem erzbischöflichen Schulten als Wohnung und Residenz diente.

Die ersten bekannten Inhaber der Burg Ostervelde waren die Lüerwald’s in Suttrop, denen auch die Güter Körtlinghausen, Steuckenberg und Bohnenburg gehörten. Diese Adelsfamilie trug sehr viel zum Bau der ersten Kirche bei.

Den Wehrturm der Burg, auch als Zufluchtsort vorgesehen, nannten die Kallenhardt bis in die neue Zeit noch “Ob der Burg”.

Während der Soester Fehde erwarb die auf Schloß Körtlinghausen residierende Adelsfamilie von Hanxleden die Herrschaft über die Burg als Burgherren. Durch Heirat erbte schließlich 1555 die Fam. Schorlemer Körtlinghausen. Um 1700 erwarb schließlich Wilhelm de May die Burg aus Rüthen.

Nur 10 Jahre später erwarb die Stadt Kallenhardt die Burg mit Freiheit, Äcker, Gärten, Wiesen, Kämpen, Viehhaus und Scheuer.
Einen Teil davon verkaufte der Magistrat dann an die Fam. von Weichs, die bereits Burg Körtlinghausen erworben hatte und die Wasserburg zum Schloß umbaute.

Johann Suibert Seibertz (* 27. November 1788 in Brilon; † 17. November 1871 in Arnsberg) war ein deutscher Jurist, Lehrer und Historiker. Er war Patrimonialrichter  in Scharfenberg, Justizverwalter in Rüthen und Belecke, Justizamtmann in Brilon, Land- und Stadtgerichtsrat in Arnsberg.
(
gutsherrschaftliche Gerichte der adeligen Grundherren) 

Er formulierte es so:
Der Burgsitz zu Kallenhardt wurde teils zerstückelt, teils mit Körtlinghausen vereinigt und so ist es geblieben.

Die Burgschulzen waren ab dem 14. Jahrhunderte stets die adligen Familien von Schloß Körtlinghausen. Der Name “Borgschulte” (Burgschulze) stammt wohl aus der langen Zeit der fürstbischöflichen Residenz.

Mit den napoleonischen Koalitionskriegen nahm das Herzogtum Westfalen in der Zeit der Säkularisation sein endgültiges Aus. Nepoleon hatte dem Fürstentum Hessen-Darmstadt unter Ludwig X das Sauerland übergeben, mit dem Wiener Kongress 1815 übernahm der preußische König das Regiment über die neu gegründete Provinz Westfalen mit der Hauptstadt Münster. Kallenhardt war zunächst dem Kreis Brilon, ab 1820 dem Kreis Lippstadt zugeteilt. Mit dem Verlust der Stadtrechte nannte sich Kallenhardt Landgemeinde.

Auf Seite 43 der Kommunalverfassung in Kallenhardt im frühen 19. Jahrhundert ist zu lesen:

1837 stellte Kallenhardt – damals 128 Häuser – vergeblich einen Antrag auf wieder Einführung der revidierten Städteordnung. Der Landrat lehnte in seinem Bericht an die Regierung in Arnsberg das Ansinnen kategorisch mit der Bemerkung ab, unter den 868 Einwohnern sei

“keiner, welcher einigermaßen der Feder gewachsen oder zum Magistratsmitglied geeignet wäre.”

Ein neuerlicher Antrag wurde 1850 ebenfalls abgelehnt. Wie, woher oder durch wen der Landrat das Wissen über die Kallenhardter Bürgerschaft hatte, blieb wohl sein Geheimnis. Gottlob. Die von den Preußen bestimmte Aufgabe der Stadtrechte betraf viele kleinere Gemeinden im Herzogtum.

Zur Stadtwerdung

Mit der Stadtwerdung gab es für die Bürgerschaft zwangsläufig auch etliche Aufgaben zu erfüllen. Insbesondere mußte der Haushalt geregelt werden, denn eine Kommune kann ohne Haushalt nun einmal nicht existieren. Dazu mußte sich der Magistrat bilden, die Gerichtsbarkeit hielt Einzug und eine eigene kommunale Zeit begann.

Magistrat: (heute Stadtverwaltung) bestand aus zwei Bürgermeistern, (einer war der regierende BM),
zwei Magistratsmitglieder und zwei Kämmerern. Sie wurden aus der Mitte der Stadt rekrutiert.

 Die Ausgaben: der Schoß:  jährliche Abgabe an den Landesfürsten

Die Schatzung: freiwillige Liebesgabe an den Kurfürst Kallenhardt zahlte 20 Mark, gleiches zahlten Schmallenberg und Belecke.
Später 57 Gulden. Im 18. Jahrhundert – in Not- und Kriegszeiten mehrfache Zahlung im Jahr an die Pfennigmeisterei in Arnsberg

Personalausgaben: sehr bescheiden, weil BM und Magistrat Ehrenämter waren. Lediglich kleine Botengänge entlohnt.

Prozesskosten: Gerichtskosten, Anwälte, Notare und Prokuratoren sowie Verehrungen und Geschenke

Ein Wort zu den religiösen Zuständen in der Neuzeit

In der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts hatte Gerhard Truchseß von Waldburg den erzbischöflichen Stuhl in Köln bestiegen und versuchte, das Hzgtm Westfalen der Reformation zu unterwerfen.  Fanden seine Worte in z.B. Medebach, Hallenberg und Winterberg noch Gehör, waren die Stimmen auf dem Arnsberger Landtag gespalten. Gab es einige Sympathien, lehnten Werl, Rüthen, Menden, Warstein, Hirschberg, Eversberg und Kallenhardt ab und wollten bei der katholischen Religion ausharren.

 Das Wirtschaftsleben im MA

Ackerbau und Viehzucht:

Die gesamte Ackerflur war  unter die Bürger als Privateigentum aufgeteilt, darauf ruhte der Zehnte, eine uralte, dem Erzbischof zu Köln zustehende Abgabe, die er 1457 dem Johann von Hanxleden in Körtlinghausen verkaufte und die bis ins 19. Jhdt. Gültigkeit besaß.

Ein normales Bürgergut umfasste etwa 40 Morgen Pflugland, wenige größere Häuser etwas mehr. Zu der Zeit verfügte Kallenhardt über

566 ha         Ackerland

485 ha         Wiesen

7 ha             Gärten

1730 ha       Forsten

Viehbestand

Das Jahr 1588:      97 Pferde               (Ackerpferde-heute ca. 60/70 Reit/Zuchtpferde)

300 Kühe               (heute eine größere Zahl)

145 Schweine        (heute keine Schweine mehr)

444 Schafe            (heute ca. 250)

68 Ziegen              (heute ca. 150)

Um das Pflugland dehnte sich die Waldemei, an ihr war jedes Bürgerhaus weideberechtigt. (Allmende) In den Sommermonaten weidete das Vieh auch in den Waldungen, wo sie auch an verschiedenen Stellen (Melke- oder Nuneplatz) gemolken wurde.

Waldwirtschaft

als wesentlicher Bestandteil des Wirtschaftslebens. Für die Bürger waren Bauholz, Brenn- und Nutzholz, Holzkohle und Futter für Vieh (Buchen, Eichen) lebenswichtige Dinge. Holzverkäufe flossen in die Stadtkasse, die wichtigsten Käufer waren die Eisenhüttenbetriebe.

Holz als Feuerungsmittel hatte zudem unschätzbaren Wert.
Der Rat achtete dazu auf eine pflegliche Behandlung des Waldes, Holzdiebstahl wurde streng geahndet.

Zitat:

“Wer seinen Naber sein gehoggen Holt nehmet im Holte, Feld oder sunst, sall breken (büßen) der Stadt 3 Mark und dem Nasager , dem hei oder sei den Schaden gedan heft, seinen Schaden gelten und dem Rat 6 Schilling”

Bei gutem Holzverkauf spendierte der Rat den Bürgern “aus guter Wohlmeinung” und zur Ergetzung ein gutes Fass Bier (Warsteiner!)

Handel und Gewerbe
spielen in Kallenhardt indes nur eine untergeordnete Rolle. Die Stadtwerdung war ja ausschließlich aus strategischen Gründen erfolgt. Dennoch gab es eine Marktfreiheit.  Jahrmarkt oder Kirmess zur Kirchweih war üblich. Herstellung und Verkauf von Mühlsteinen, Sandsteinen, das Wüllnerhandwerk mit der Ledergerbung mit Eichenrinde und Lörmeckewasser und andere Zweige veranlasste die Stadt zum Beitritt in die stolze Handelsmacht der Hanse bei einem Beitrag von 7 Talern.

Beispiel:
Eine strenge Regel und Aufsicht über den Jahrmarkt erklärt die Festnahme eines Salzkottener Bürgers, der während der Soester Fehde einen mit Wand und Leder beladenen Wagen nach Lippstadt bringen wollte.  (Diebstahl)

 Zeugen der Hanse sind noch heute zu erkennen im Soestweg, von Soest nach Korbach – sicher auch durch Suttrop – und die Soestbreite in Körtlinghausen

Zum wichtigsten Gewerbezweig zählte aber auch die Stadtmühle an der Glenne. Bis in die 1950er Jahre ließen die Kallenhardter Bauern dort ihr Mehl malen. Das Müelentwietken ist auch hier noch ein Zeitzeuge.

Berg- und Hüttenwesen/Gewinnung von Bodenschätzen

Steinabbau

Die ersten Steinbrüche im Sauerland sind aus dem 14. Jahrhundert überliefert Die Unternehmen waren der Adel, die Klöster und städtische Gewerke. Auch in Kallenhardt gab es etliche Versuche des Abbaus. Übrig geblieben mit enormer Ausdehnung ist die derzeit bekannte Fa. Westkalk

Erzförderung

Erzförderung im Warsteiner und Kallenhardter Raum gibt es seit der Eisenzeit (800 – 100 v Chr.)

Im 16./17. Jahrhundert erste Verhüttungsbetriebe in Warstein (Eisenhammer, Kupferhammer usw.) Ein großer Teil der Förderung verwandte man für die Rüstungsindustrie, der siebenjährige und dreißigjährige Krieg verschlang ungeheuere Mengen an Waffen und Munition.

Für Kallenhardt:

sind insgesamt 12 Abbaustellen aufgezeichnet. Die bekannteste bis zur Jahrhundertwende zum 20. Jhdt. ist die Grube Hubertus.

 Interessant:

Die Erzförderung hinter dem heutigen Jagdhaus war ein Personal- und Material aufwendiges Verfahren.
Lore – Grubenteich – Nuttlarer Chaussee – Pferdefuhrwerk – Bahnhof Bestwig –
Verhütterei Dortmund

Jagd und Fischerei
Das Jagdrecht gehörte der Stadt, das sie gegen den Willen des           Landesherren erfolgreich verteidigten. Dennoch gab es die Pflicht, dem kurfürstlichen Forst- und Jägermeister die Häute der Rotwildes abzuliefern. Die erlegten Wildschweine waren am Rathaus aufgehängt.

Hierzu dieser Vermerk: “An geharnischten Protesten der Kurfürsten an Kallenhardt und das ebenso halsstarrige Warstein gegen die Ausübung der hohen Jagd hat es nicht gefehlt” und weiter:
“Der Jägermeister soll die Ungehorsamen bi den Köpfen kriegen und dieselben gefänglich annehmen”

Offenbar traf das neue Jagdrecht nicht alle Bürger, denn 1614 ließ der Landdrost Kaspar von Fürstenberg die Bürgermeister und Ratsmänner aus Kallenhardt, Warstein, Eversberg und Hirschberg vorladen und verlangte den Beweis das Jagdrechtes.


Die Antwort aus Kallenhardt war sehr schlicht: Die Jagd wird seit unvordenklichen Zeiten ausgeübt, dafür benötige man keinen Beweis.

 Mit Übernahme des Hzgtm. ordnete die hessische Regierung an, daß zukünftig die Jagd zu Nutzen der Gemeindekasse öffentlich zu verpachten sei.

Fischerei

Eigentümer des Fischereirechts in Glenne, Lörmecke und Schlagwasser waren Privatleute und die Bäche boten eine Quelle bescheidener Freuden.

1609 wehrten sich die Eigentümer der Gewässer erfolgreich gegen den Bau einer Talsperre an der Möhne (Sichtigvor)

Gerichtswesen
Kallenhardter Gerichtsbarkeit gab es bis zur Auflösung des Hzgtm. Westfalens und dem Wegfall der “Stadteigenschaft” über 100 Jahre.

Zum Stadt- oder Magistratsgericht in Kallenhardt

Interessant für Kallenhardt war allerdings das Bürger-, Magistrats- oder Stadtgericht, ohne Zuziehung des fürstl. Richters oder der Schöffen. Man tagte hier im Rathaus, die Zuständigkeit lag bei der Ahndung i.S.
Ordnung und Sitte,
Aufsicht über Maß und Gewicht,

Bestrafung von Beleidigungen, Verleumdungen und Ehrabschneidungen,

Diebstahl und Unredlichkeit,

Erbschaftsangelegenheiten und
Entheiligung der Sonn- und Feiertage.Gerichtssitzungen erfolgten nach Bedarf, man nannte sie Audienzen.

Der Stadtsekretarius oder Stadtschreiber war gleichzeitig Aktuarius, also Gerichtsschreiber. Dazu war seine Sicherheit und Gewandtheit in der lateinischen Schrift und Sprache erstaunlich. Aber auch das römische Recht, seit dem 15. JHdt. eingeführt, war ihm sehr geläufig.
Anklage konnte eine Privatperson oder „von Amts wegen“ erfolgen, wie heute, wo wir nach Privatklage, Antragsdelikten und Offizialdelikten unterscheiden. Bei Nichterscheinen gabs eine Geldstrafe.

Das Verfahren galt als einfach, für jedermann verständlich. Der Gerichtshof verfügte also über den „gesunden Menschenverstand“ und genügend Erfahrung. Bei der Urteilsfindung spielten auch intime Kenntnisse des Delinquenten und seiner Umgebung eine gewichtige Rolle, und auch die wirtschaftlichen Verhältnisse. Jeder kannte ja jeden.

Beispiele für Verurteilungen
1. Urteil 1685 für Verleumderin: „Zum Abscheu u. Exempel 3 Tage je 1 Stunde am Pranger“, auch Geldbußen, Broke oder Brüchten, Haft       im Ratskeller, Pfortenhaus oder Lubleisturm.

2. 1681: Ein Knecht, der sich tags vor Johannes Enthauptung (24.06.) dem Trunke hingegeben und Mitbürger in der Nachtruhe gestört hatte, wurde mit 5 Talern zur Ernüchterung gebracht.

 

Kurfürstliche Halsgericht (Gericht ü. Leben u. Tod)
Das peinliche (Straf- o. Halsgericht, entschied über Leben und Tod, Rat und Bürgermeister überreichten Anklageschrift für die Kriminalprozesse an kurfürstlichen Richter + Schöffen aus der Stadt, Festname und Voruntersuchung mit Wasserprobe. Geringe Strafe je nach Schwäche des Verurteilten möglich, um Geständnis zu bekommen, Folter möglich. Auch Todesstrafe möglich, Vollzug „Am Gericht“ u. „Galgensiepen“. Hexenverbrennung – Scharfrichter oder Büttel –

Beispiel: Ehebruch um 1600, öffentl. Hinrichtung durch das Schwert z. Abschreckung

 Frei (Freigraf) – o. Feistuhlgericht

Zuständig bei Feldschäden u. –dieberei, Abpflügen und Rübendiebstahl

Westf. Landdrost Arnsberg

Beamter und Minister des kurkölnischen Staates, Reform von Justiz und „Polizey“, die im Landesinneren des Herzogtum Westfalen liegenden Zollposten an die Grenzen verlegt.

Hofgericht Köln und Bonn

Prozesse des Adels, der Beamtenschaft und aller Personen mit examinierten Gerichtsstand, auch für Ausländer, die sich an das Gericht wandten.

Reichskammergericht Speyer

Oberstes Gericht des Hl. Römischen Reiches Dt. Nationen

Offizialgericht Werl

Ordentlicher Richter für das Herzogtum Westfalen, nur lateinisch. Zuständig für überzogene Verurteilungen oder Folterungen, Pächte das Kirchenlandes, Saujagd am Feiertag, Pastor hatte Jagd genehmigt. Gericht in Konkurrenz zum Archidiakons Soest (Pflügen am Tage Maria Magdalena oder Hüten unter der Messe)

Sendgericht (Archiediakon Soest)

als Visitation und Prüfung der Pfarreien

Fehden und Kriegsnöte

im späten Mittelalter sind Stadtbünde zur Sicherung des Landfriedens eigentümlich. 1325 kam ein Landfriedensbund zur Sicherung einer staatlichen Wehrordnung zustande. Dem Bund Werl, Rüthen, Geseke, Belecke und Warstein traten auch die Bürger van der Kaylhart (Kallenhardt) bei.
Es war eine Art Bürgerwehr, in einer Urkunde aus 1354 erlaubte der Erzbischof den Städten Rüthen, Warstein, Belecke und Kallenhardt, die hier grasenden rheinischen Schafe zu vertreiben. Sie nahmen dem heimischen Vieh ihr Futter.

Die gemeinsame Not führte die vier Städte zu einem ewigen Bündnis zusammen.

Infrastruktur ab 1803 bis heute

Napoleon übergab zunächst 1803 Hessen – Darmstadt das Hzgtm Westfalen, mit dem  Wiener Kongreß 1815 unter Fürst Metternich erlebte Europa dann eine neue Ordnung. Der preußische König übernahm 1817 das Regiment über Westfalen, da wehte ein anderer Wind, der preußische eben.

Über die Preußen ist gesagt worden:
Die Mentalität der Preußen ist durchaus widersprüchlich und wird als bodenständig und weltoffen, genügsam und selbstbewußt, spröde und voller Witz, bewahrend und liberal zugleich beschrieben. Ihre 
Gesinnungstreue wurde damals wie heute als altmodisch, wenn nicht störend beschrieben. Sie wird auch als schwere, fast starre Haltung beschrieben.

Im Nachgang kann man sicher festhalten, daß die Preußen aus den Westfalen Preußen machen wollten, das ist ihnen offenbar nicht gelungen.

Was Hessen-Darmstadt unter Ludwig X begonnen, setzte Preußen fort:

Abschaffung der Landstände, Regeln des kommunalen Zusammenlebens, neues Steuersystem, Gebiets- Gewerbe- und Verwaltungsreformen, Straßenbezeichnungen, Hausnummern nach Straßen, Einführung des preußischen Urkatasters gehörten dazu. Preußen trennte Verwaltung und Gerichtsbarkeit und schloß mehrere Landgemeinden zu Amtsverbänden zusammen. Kallenhardt gehörte zum Amt Altenrüthen.

Zum Urkataster gehörte auch die amtliche Feststellung der Grenzen. Grenzbüsche, -zäune und auch Grenzsteine waren plötzlich überflüssig, daran wollte man sich nicht gewöhnen, denn die Schnadegänge hatten eine historische Bedeutung, sie durften keinesfalls ausfallen.

Die preußische Regierung verbot in den 1830er Jahren aber die Schnadegänge wegen ständiger Auswüchse und Eskalationen. Kallenhardt ging alle 4 Jahre seit dem 16. Jahrhundert seine Grenzen ab, man konnte sich nur schwer damit abfinden. Dennoch hat sich Kallenhardt über 100 Jahre daran gehalten, denn erst 1956 lebte die alte historische Tradition wieder auf.

Grenzstreitigkeiten mit den Nachbarn gab es immer mal wieder, im Jahre 1808 war es zu stürmischen Verhandlungen an der Brumecke gekommen. Überliefert ist, daß der Amtmann Hüser aus Belecke den Kallenhardter Abgesandten nach heftigem Disput Schweigen gebot und sie “kritliche Kerle, Eselsköppe und Ketzer” schalt. Die Gemaßregelten lehnten daraufhin den Kommissar als einen voreingenommenen Freund Rüthens ab und forderten einen unparteiischen Schiedsrichter.

Weiter ist den Kirchenbüchern zu entnehmen, daß es mit der Nachbarstadt Warstein nie zu Reibereien gekommen ist. (Es gibt auch keinen direkte Grenze, da fehlen etwa 150 m)

Märzrevolution 1848/49

Seit dem Wiener Kongress 1815 befanden sich die Staaten des Deutschen Bundes in einer politischen Krise.

1848 eskalierte die Situation schließlich – all die Unzufriedenheit der Bevölkerung gegen die herrschende Ordnung und gegen die politische Repression (Unterdrückung) entlud sich in der Märzrevolution.

Davon war man im hiesigen Raum größtenteils verschont, dennoch gab es auch hier Aufstände der insbesondere arg vernachlässigten Arbeiterschaft. Metallarbeiter aus dem Wester-, dem Möhnetal und Suttrop rottenten sich zusammen, um dem Adel auf Schloß Körtlinghausen auf die Pelle zu rücken. Hatte man begonnen, die Scheiben auf dem Suttroper Gutshof einzuwerfen, er gehörte ja zum Schloß, stürmte man darauf nach Körtlinghausen. Nur der beherzte Widerstand der Kallenhardter mit dem Körtlinghauser Adel führten zum unblutigem und sofortigem Ende der befürchteten Auseinandersetzungen.

Holzberechtigte

Die preußische Regierung hatte Mitte des 19. Jahrhunderts den Kallenhardter Bauern die Nutzungs- und Huderechte in der Feld- und Waldflur untersagt, um den kommunalen Wald zu stärken durch geregelte und beaufsichtigte Holzwirtschaft.

Die kleineren Bauern oder Nebenerwerbe durften ihr Vieh nicht mehr in der Allmende grasen lassen. Dadurch waren etliche Existenzen bedroht und die Bauern forderten vehement eine Entschädigung.

Als Ergebnis bleibt, daß für den Verlust der Huderechte und Beschneidung der Nutzungsrechte das Bürgerholz in einem Prozess (Rezeß) zwischen der Gemeinde und seinen Bürgern festgeschrieben wurde.
(1856 – 1866 Rezeß – vor der königlichen Generalkommission zu Münster)

Jedem Bürgerholzberechtigte stehen jährlich 11,7 rm (rd. 3, 9 Klafter) Buchenbrennholz zur Verfügung, dazu noch alle 10 Jahre 10 Raummeter Eichenbauholz.
Gebunden an das selbst bewohnte Eigenheim mit Sollstätte ist das Holzrecht noch heute in Kraft und wurde in den 1980er Jahren vom OVG Hamm noch einmal insofern bestätigt, als künftig die Werbungskosten von den Berechtigten an die Stadt zu zahlen sind.

Kaiserzeit und folgende Jahre
Von der Kaiserzeit bis zum Beginn der Bundesrepublik haben sich die Geschichtsschreiber etwasl zurück gehalten. Von den Gefallenen beider Weltkriege gibt es das Ehrenmal in der Kirchstraße und die alljährlichen Bekundungen bleiben als Tradition erhalten.

Die heutige Zeit nach dem 2. Weltkrieg

in Kallenhardt sind derzeit rd. 1600-1650 Einwohner gemeldet, eine Zahl, die sehr schwankt. Beispielsweise wohnten Ende des 20. Jahrhunderts annähernd 2000 Menschen hier.

Hatte der Ort 1939 noch rd. 1000 Einwohner, stieg die Zahl 1945/46 auf 1500 an. Ursache war die unüberschaubare Aufnahme von Kriegsflüchtlingen aus Ost und West. Die Einwohner stellten ihre eigenen vier Wände zur Verfügung, wo sich ein Platz bot, wurden die Flüchtlinge untergebracht. Nach und nach errichtete die Gemeinde neue Wohnhäuser, zum ersten Mal auch Unterkünfte mit vier Wohneinheiten. Eine neue Siedlung entstand und damit auch die evangelische Kirche aus 1960, die seit einigen Tagen in das Eigentum eines Privatmannes über gegangen ist.

Viele der Neubürger sind in Kallenhardt geblieben, ein großer Teil hat sich nach einer neuen Heimat umgesehen.

Um die Versorgung zu gewährleisten, wurden den Flüchtlingen Wiesen und Ackergrundstücke überlassen. Insbesondere am Warsteiner Weg bis hin zur Lörmecke entstanden Gärten für den Obst und Gemüseanbau, die noch bis in die 1960er Jahre genutzt wurden. Auch der gesamte Schloßgarten in Körtlinghausen wurde ausschließlich gartenbaumäßig genutzt, zumal auch die Fam. von Fürstenberg nach dem Kriegsende unzählige Flüchtlinge und auch Waisenkinder aufgenommen hatte.

Die Wirtschaft

Von den in den 1960er Jahren hier beheimateten etwa 90 Gewebetreibenden sind derzeit noch 30 Betriebe und Unternehmen geblieben, die allerdings nur wenig Arbeitsplätze bereit halten. Der größte Arbeitnehmer ist wohl das Romantikhotel Knippschild und bis vor weinigen Jahren noch das Altenheim, das lange geschlossen war, seine Arbeit aber unter neuer Führung und Leitung wieder aufgenommen hat.

Seit Beginn der 1970er Jahre verlagerte sich das Handwerk in die dafür vorgesehenen Gewerbegebiete in der Umgebung.

Bis dahin leisteten im Dorf z. B. 3 Bauunternehmungen, 2 Zimmereien, 5 Sägewerke, 3 Tischlereien, 2 Heizungsbauer und Klempnereien, 3 Maler, 3 Lebensmittelläden, 2 Metzgerien, 3 Bäckerreien, 2 Textilgeschäfte, Schuster, Schmieden, Besenbinder und vieles mehr handwerkliche Tätigkeiten.
Geblieben ist ein Bauunternehmen, die neu gegründete Sauerländer Edelbrennerei, eine kleine Autowerkstatt, der Metzger und der Warsteiner Bäcker. Lebensmittel gibt es nicht mehr zu kaufen, der letzte Geldautomat wurde vor rd. 10 Jahren aufgegeben.

Einen wichtigen Gewerbezweig stellt natürlich auch die Landwirtschaft dar, die seit jeher das Ortsleben maßgeblich mitgestaltete. Von den ehemals 35 – 40 größeren und kleineren Betrieben sind mit Schloß Körtlinghausen 5 geblieben. Umso bemerkenswerter, als Kallenhardt als größter Milchproduzent im Altkreis Lippstadt zählt.

Der Kindergarten mit drei Gruppen (rd. 50 Kinder), die Grundschule mit rd. 6o Kindern sind erhalten geblieben.  Rd. 15 Vereine, Gruppen und Gruppierungen sorgen für ein bewegtes Leben.

Sehenswürdigkeiten und Freizeitangebote
Am und im ehemaligen Rathaus ist der Besucher erst einmal von dem mittelalterlichen Gebäude angetan, insbesondere haben Kunstmaler die Innenräume vor einigen Jahren “aufgehübscht” und sie wieder in einen mittelalterlichen Rahmen gefasst.

Im frühen 14. Jahrhundert erbaut, gehört es zu den ältesten Rathäusern in Westfalen. Beim Betrachten des dazugehörenden Stadtwappens ist ein Maueranker zu erkennen. Es dürfte von der Fam. von Hanxleden stammen, die den Maueranker in ihrem Familienwappen trug. In etwas abgewandelter und quer liegender Form findet man ihn seit einiger Zeit in Arnsberg an dem neu erbauten Wappenturm der kurkölnischen Städte wieder.

Mit der  St. Clemens Pfarrkirche, dem Schloss Körtlinghausen, dem Hohlen Stein, dem Hohen Stein mit der Wacholderheide,

der Ostervelde Kirche und der Siechenkapelle

sind einige aussagekräftige und wirkungsvolle Erinnerungsorte in Kallenhardt geblieben.

Alle Orte sind über die von den Vereinen gezeichneten und gepflegten Wege zu Fuß zu erreichen. Informationstafeln in und um Kallenhardt sorgen zudem für ein lebendiges Dorf. BUND, SGV und Heimatverein zeichnen verantwortlich für eine offene und anschauliche Infrastruktur für Besucher und Gäste. Die vor vier Jahren eingeweihte Lichterkirche St. Clemens und die drei dazu gehörigen Pilgerwege, die an der Kirche ihren Start haben, erfreuen sich großer Beliebtheit. Nicht zuletzt besteht die Möglichkeit für ältere oder und nicht “gut zu Fuß – Bürger’innen”, den neuen Planwagen zu nutzen.

Wandern und Pilgern gehört immer mehr zum eigenen Tourismusangebot, die Zahlen belegen eine enorme Zunahme, Gäste und Besucher kommen von Nah und Fern.

Zum guten Schluß noch die Anmerkung, daß die Kallenhardter und ‘innen bislang auch “Vereinsmeier” waren und teilweise noch sind.

Dem unermüdlichen Interesse für das Dorf und der öffentlichen Darstellung seiner mittelalterlichen Geschichte, dazu den gut erhaltenen Bauwerken führten schon vor einigen Jahren zur Aufnahme in den Sauerländer und Westfälischen Heimatbund. Veröffentlichungen und Beiträge in deren Publikationen haben der Gemeinde viele positive Rückmeldungen gebracht. Neben den herrlichen Wanderwegen, die liebevoll vom SGV betreut werden mit 150 Ruhebänken und 10 Wanderhütten, und den Radwegen der Sauerland Bike-Arena sind die vor einigen Jahren ins Leben gerufenen Pilgerwege ein wahrer Magnet für unseren Ort geworden. Die steigende Zahl der Wanderer und Pilger aller Altersgruppen sprechen eine deutliche Sprache.

Über den langjährigen Leiter des Landesarchivs NRW, Prof. Dr. Wilfried Reininghaus, absoluter Kenner des Westfalenlandes, der mehr über die Burg, das Rathaus und das Trisöreken erfahren wollte, bekommt Kallenhardt zukünftig einen Platz im historischen, westfälischen Städteatlas.

Kallenhardt – Burgstadt in Westfalen

hört sich sehr gut an, eine wahrhaft historisch bemerkenswerte Aufwertung unseres Heimatdorfes. Damit macht Kallenhardt wieder auf sich aufmerksam und wird sicher auch interessanter für Gäste und Besucher sein.

An dieser Stelle gilt mein herzliches DANKESCHÖN allen Mitbürgerinnen und Mitbürgern für ihr ehrenamtliches und unermüdliches Engagement für unseren Ort und die Dorfgemeinschaft in den vergangenen Jahren.

Wir alle sind weiter dazu aufgerufen, unsere Heimat mit Leben zu erfüllen. Das kann und wird uns gelingen, wenn wir unsere „Geschichte erhalten und gemeinsam die Zukunft gestalten“. 

  

Rainer Geesman

Ortsheimatpfleger

Kallenhardt

 

 

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